Erläuterungen zum Plan der Parzellierung der Wallanlage in Kaldenkirchen
am Ende des 18. Jahrhunderts

 

 

   

 

In seinem 1802 in Köln erschienenen Werk „Geschichte des fränkischen Rheinufers" schreibt Heinrich Simon van Alpen über Kaldenkirchen: „Dieser Ort war sonst eine Grenzfestung mit Wällen und Bastionen umgeben, die aber jetzt zum Theil geschleift sind und wohl ganz geschleift werden sollen". Auf diesen Vorgang bezieht sich dieser unter Schönheitsgesichtspunkten nicht herausragende, aber als historische Informationsquelle hervorragende Plan. Er ist sicher im ausgehenden 18. Jahrhundert entstanden.

Auf ihm ist neben wichtigen topographischen Details die teilweise Parzellierung des Geländes der einstmals der Außensicherung dienenden Wall- und Grabenanlage festgehalten.

Auf der linken Kartenhälfte sind die Eigentümer von der Ecke Kehrstraße/Grenzwaldstraße (Brucher Tor) bis zur Ecke Grenzwaldstraße/An der Stadtmauer nach rechts biegend über die Jahnstraße bis zur Ecke An der Stadtmauer/Gartenstraße und rechts abbiegend zum Bereich des früheren Venloer Tores dargestellt. Ent­sprechend sind auf der rechten Seite die teilweisen Parzellierungen der Anlage bis zur Ecke Venloer/Wall­straße, von dort zum ehemaligen Leuther Tor bis zum Bereich Jan-van-Nooy-Straße/Brigittenstraße zu sehen.
 


 
 
   

Die Gründstückseigentümer, die sich hinter den eingetragenen Ziffern verbergen, sind in der links aufgelisteten „Explication" genannt.

Explication Nro.

1 Folieken Wall, Fuer das Kloster anschliesend

2 Hinten die Häuser von Joh:Nothem und joh: op den Berg

3 Hinten Lackmans Garthen

4 Neben und Hinten Leon:Lentzen Garten

5 Neben Leon:Lentzen haus und Scheur am Leuther Pforth

6 Hinten Joh:Lenhsen haus

7 Hinten Martin Küppers haus

8 Hinten Laurentz Lentzen haus

9 Hinten Dierich haasen Garten

10 Hinten Ewald Erkens Scheur

11 Hinten G: van der Koalen Scheur

12 Neben den Garten von joest joesten

13 Hinten das haus von Laurentz otten, Norne Schalker Veer

14 Hinten das Haus von johannes otten

15 Hinten den Garten von Reiner Peemans

16 am venlo Pforth, Neben das haus von Joh:dohmen

17 Zwischen das haus von gerh:Nothen und Corn:Peemans

18 Worauf zum theilen Gerh:Nothen haus gebaut

19 Hinten die Häuser von South & Steffen Stroeken

20 Hinten das haus von Engelb:Ewalds

21 Hinten das haus von Martin Peemans

22 Hinten das haus von Christ:Bötzgens

23 Hinten das haus von Mickenschreiber

24 Hinten das haus von gebrüderen Janßens

25 Neben das haus von Johannes Lappen

26 Neben das haus von Anton Hilkes

27 Hinten Kauwertz Erb

28 Hinten G:van der Koulen Erb

29 Hinten die Reform:kirch und Schull

30 Hinten gebrüderen Symons Erb

31M2 Hinten den garten von W. Lappen

33 Neben das haus von Peter glahsmachers, und die Bracht:Stra

  34 Hinten das haus von P:glahsmachers, welches zum theil auf die gemeinde 31/2 Rondeel und Wall am Leuther Pforth 121/2 Rondeel gegen Schmasen garthen ohne Maas

 

   

 

 

IIm Bereich des 1802 aufgelösten Brigittenklosters sind keine Parzellierungen zu erkennen. Dazu muß man wissen, daß in diesem Teil der Befestigung schon im 17.Jahrhundert durch Einebnung und Überbauung der alten Wallanlage (Klostergebäude der ehemaligen Brigittinermönche, heutiges Pastorat), die Befestigung teil­weise aufgegeben wurde.

Die rechtwinklig zur „Explication" stehenden Bemerkungen enthalten Einzelregelungen, zum Beispiel:

„Von 1, 2, 3, 4, 31/a, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 121/2,12 darf kein grund in den graben geworfen werden, sondern wer es schlichten will muß den grund fuhrweis wegbringen".

Von der Anlage verschiedener Wege ist ebenfalls die Rede. A B bezeichnen „graben" und „waßerphul". Der mit C bezeichnete „waßer phul" ist an der „Stieg straß" (Jahnstraße) zum Beispiel „1 Ruthe 4 fuß 5 zoll decimal" breit. Einen weiteren „waßer phul" gab es am „brücher thor" (D). Dabei zieht sich der Graben A um die gesamte rechte Hälfte, das heißt, um den Leuth zugewandten Teil des Ortes.

Noch jahrzehntelang sollten die auch unter Hygienegesichtspunkten nicht unproblematischen Wassergräben die Stadtoberen beschäftigen.

Auf der rechten Planseite sind sehr schön die Rondelle zu erkennen. Leider enthält der Plan keinen zeichnerischen Hinweis auf die Bauweise der Stadttore.

Wegen ihrer großen Aussagekraft über die Gestalt Kaldenkirchens vor zwei Jahrhunderten hat sich der Bürgerverein Kaldenkirchen entschlossen, diese Planzeichnung in limitierter Auflage zu veröffentlichen. Dieses wegen des insgesamt schlechten Erhaltungszustandes reproduktionstechnisch schwierige Unterfangen besorgte die Druckerei Stiels. Das Original befindet sich in Privatbesitz.

 Dr. Leo Peters

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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