Fünfzig Jahre Bürgerverein
Kaldenkirchen e.V.
Vorsitzender Heinz-Willi Schmitz am
24. Oktober 2015
in der Aula der Realschule in
Kaldenkirchen
Herzlich
begrüße ich Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen mit Ihnen
das fünfzigjährige Bestehen des Bürgervereins Kaldenkirchen feiern. Ersparen
Sie mir die Einzelbegrüßung der vielen Ehrengäste, vielleicht stellvertretend
für alle den Herrn Bürgermeister Christian Wagner, der ja alle Nettetaler
Bürger vertritt und als Vertreter der Kirchengemeinden die Pfarrer Andreas
Grefen und Benedikt Schnitzler. Erlauben Sie mir, dass ich dennoch später an
passender Stelle den einen oder anderen netten Gast, gewissermaßen auch
stellvertretend für andere, begrüße. An dieser Stelle ein Wort zum Programm. Sie hörten bereits die hauseigene Samba Trommel AG der Realschule unter
Leitung von Herrn Jansen; an dieser Stelle ein Dank dafür an den Schulleiter Joachim Szyrba, dass wir
hier zu Gast sein dürfen. Nach mir hören
Sie das Ensemble con Spirito, auch später noch einmal, unseren Bürgermeister,
Herrn Christian Wagner, Elvire
Kückemanns wird Ihnen Koakerker Platt beibringen, wir hören noch etwas Musik,
ehren Gründungsmitglieder und die Kreisfeuerwehrkapelle spielt unter anderem “Hoch Kaldenkirchen“, ehe wir uns bei
einem Glas Wein noch ein wenig unterhalten wollen. Dabei haben Sie Gelegenheit,
Coen Hovens und seinen Enkel bei der Herstellung von Zigarren zu beobachten.
Natürlich wird hier nicht geraucht, aber Sie können bei Coen, der schon so
manches Fest von uns bereichert hat, Zigarren erwerben. Dabei sehen Sie auch
einige der Marke Pleidelsheimer Horst, also aus unserem eigenen Tabakanbau,
wobei mir die Fachleute aus Tegelen, die ich mehrfach besuchte, berichteten, es
sei nicht leicht gewesen, daraus Zigarren herzustellen. Herzlich begrüßt Horst
und Margret Schirrmacher. Ein herzlicher Dank für den sehr schönen
Waldspaziergang heute Morgen.
Als ich im
Jahr 1967, ich war Geschäftsführer des TSV Kaldenkirchen, den damaligen Landrat
Lambert Maassen bat, ob er nicht die Festrede beim 60-jährigen Bestehen des TSV
1885/07 halten könnte - er hatte - wie in Festschriften nachzulesen – in der
Ligamannschaft des Spielvereins 07 gespielt und später Funktionen im Verein
wahrgenommen – antwortete er mir, es wäre nicht gut, wenn jemand seinen eigenen
Verein über den grünen Klee loben würde und empfahl mir den
Bundestagsabgeordneten Dr. Hugo Hammans, der dann auch im Saal Eicker die
Festrede hielt. Genau vierzig Jahre später haben wir uns im TSV-Vorstand über
solche Bedenken hinweggesetzt, als ich beim 100-jährigen Bestehen des TSV (Spielverein 07) die Festrede
gehalten habe. Ob es richtig war, dass wir uns bei unserem Jubiläum heute über
diese Bedenken noch einmal hinweggesetzt
haben, wollen wir hoffen. Im Übrigen,
eine Festansprache soll es nicht werden, es gilt, eine Bilanz zu sehen. Auf
jeden Fall bin ich – bei aller Bescheidenheit – überzeugt, dass das, was durch
den Bürgerverein in Gang gesetzt und verwirklicht worden ist, sich sehen lassen
kann. Bei Matthäus 13,57 heißt es: Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt
nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Haus - gilt - mit
Verlaub – für den Bürgerverein nicht. Er hat sich einen Namen gemacht.
Wie fing
alles an? Am 29. April 1965 fand auf Anregung vom am 1. Oktober 1963 nach
Kaldenkirchen gekommenen Stadtdirektor Heinz-Günter Karrenberg – an dieser
Stelle besonders herzlich mit seine Ehefrau Elisabeth begrüßt, er ist aus
Rösrath angereist - die Gründungsversammlung des Verkehrs- und
Verschönerungsvereins im “Alten Brauhaus“ statt. Im Jahr 1970 nach der
kommunalen Neugliederung fusionierte er
mit den beiden parallel dazu bestehenden Vereinen Kulturring und
Bürgervereinigung Stadthalle – ebenfalls aufgrund von Anregungen aus dem Rathaus - zum Bürgerverein. Er hat in den fünfzig
Jahren eine ordentliche Bilanz aufzuweisen. Sicherlich hätte manches von dem,
was er bewirkt hat, auch von anderen natürlichen oder juristischen Personen,
Parteien oder Vereinen oder der Stadt erledigt werden können. Aber der
Bürgerverein hat nun einmal diese Aufgaben übernommen und manches wäre ohne ihn
sicher nicht oder vielleicht anders verwirklicht worden. Bei der
Gründungsversammlung waren 44 Personen anwesend, ein Querschnitt der
Kaldenkirchener Bevölkerung, begrüßt von Theodor Peters, der dem Vorstand des
Vorgängervereins, dem Heimat- und Verkehrsverein Kaldenkirchen, angehörte.
Unter seiner Leitung wurde Stadtdirektor Heinz-Günter Karrenberg zum
Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Dr. Ernst J. Martin. Als
Geschäftsführer und Kassenwart wurde Heinz-Willi Schmitz gewählt. Beisitzer
wurden Gerta Lueb, Theodor Peters, Edmund Thönissen und Dr. Viktor Underberg.
In den Prüfungsausschuss wurden übrigens Willi Dammer und Paul Germes berufen,
beiden konnte ich unlängst zur Vollendung des 90. Lebensjahres gratulieren und
ihre Lebensleistungen in der Presse
würdigen. Sie gehören auf jeden Fall zu den Mitgründern, denen wir gleich für
ihre fünfzigjährige Treue danken wollen. Zwanzig Jahre später beispielsweise
bestand der Vorstand aus dem Ehrenvorsitzenden Heinz-Günter Karrenberg – aufgrund
der kommunalen Neugliederung war er als Vorsitzender zurückgetreten und zum
Ehrenvorsitzenden gewählt worden- dem Vorsitzenden Hanns Backes, dem
stellvertretenden Vorsitzenden Hans Lohuis – an der Stelle der Hinweis, dass
Hans Lohuis der Bürgervereinigung Stadthalle vorstand, die, wie der ebenfalls
zwischenzeitlich gegründete Kulturring
inzwischen zum Bürgerverein zusammengeschlossen worden waren. Weitere
Vorstandsmitglieder: Heinrich Heymann als Ortsvorsteher, Hans-Dieter Boos,
Dieter Claassen, Gregor Herter, Jakob Lindackers, Paul Moors, Sigrid Manstetten, Heinz Peeters und Toni Rütten - er war Vorsitzender des Kulturringes
gewesen -. Norbert Schausten
– er war Leiter der Volkshochschule -, Horst Schirrmacher - Chef der Polizei,
Gerhard Schlotmann für die Liedertafel, Heinz Vaehsen
für die Kreisfeuerwehrkapelle und Fritz Viergutz.
Hier sei der Hinweis gestattet, dass sich darunter unter anderem
Kommunalpolitiker befanden, aber auch der Versuch unternommen wurde,
kulturtreibende Vereine, was das auch im einzelnen heißen mag, einzubinden. Ich
erinnere mich an den Hinweis von dem damals auf dem
Weg zur Promotion befindlichen Leo Peters, der
feststellte , „es wird kulturt“-. Die Namen, die ich
nannte, werden vielen von Ihnen bekannt
sein, die meisten sind verstorben, zuletzt der
Ehrenvorsitzende Hanns Backes, dessen Ehefrau Trude ich herzlich begrüße. An
der Stelle bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben, wir wollen der
verstorbenen Mitglieder des Bürgervereins
gedenken.
Kreisfeuerwehrkapelle spielt das
Lied vom guten Kameraden!
Wer
erinnert sich noch an Johannes Kraayvanger? Er besuchte - nennen wir sie - Mitgliedschaftsanwärter. Anschließend kam er
zu mir ins Büro und brachte mir die unterschriebenen Anmeldeformulare.
Gemeinsam mit der Stadt und dem Werbering, -heute „Kaldenkirchen aktiv“ mit
einigen Vorstandsmitgliedern hier und heute vertreten und herzlich begrüßt-,
wurde erstmals eine Weihnachtsbeleuchtung organisiert. Erinnern Sie sich?
Lichterketten über die Straßen und Weihnachtssterne waren es zunächst. Die
Anlieger wurden einzeln um Anteilsbeträge gebeten. Später wurde daraus das
Lichterfest. Im Übrigen schafften wir auch Wimpelketten an, die über die
Straßen gespannt wurden und sogar Halter, die man in die Straßenrinnen setzen
konnte, um daran Bäumchen zu befestigen. Die Heimat- und Schützenfeste lassen
grüßen. Sankt Martin wurde mehr als 30 Jahre
organisiert. Es gibt Insider, die damals an den Festausschusssitzungen
auf dem Rittergut Altenhof teilnahmen, die behaupten, hätte es nicht den zum
Teil großen Einsatz einiger gegeben, wäre Sankt Martin in Kaldenkirchen kaum
noch in der bewährten Form gefeiert worden. Haus-sammlung und Büchsensammlung
in den damals 34 (!) Gaststätten brachten sehr viel Ärger. Hanns Backes und ich luden die Damen und
Herren der Schulpflegschaften ein, um Sammler zu bekommen. Als der Ausschuss
des Bürgervereins die Aufgabe in die bewährten Hände des Komitees aus Schulen
und Kindergärten u. a. gab, wurde diesem ein Betrag zur Verfügung gestellt, der
für die komplette Durchführung eines Festes reichte. Es waren immerhin jeweils
rund 1.000 Kinder mit Tüten zu bescheren. Altenheim und Altenstube wurden
ebenfalls besucht. Der Etat lag bei 5.000 DM.
Hinweisschilder
im Grenzwald wurden aufgestellt, der Bürgerverein half bei der Finanzierung des
Korpus am Kreuz an der Steyler Straße, Ruhebankstifter wurden gesucht und
gefunden (190 DM pro Bank). Überhaupt kam es im Lauf der Jahre immer wieder zu
Sammlungen. Hans-Dieter Boos, vier Jahrzehnte Schatzmeister, war beispielsweise
persönlich von Haus zu Haus im Einsatz, als es um das Stadtfest ging, er trug
maßgeblich dazu bei, dass auf dem ehemaligen Friedhof an der Ecke
Bahnhof-/Karlstraße unter anderem einige Grabsteine erneuert wurden, finanziert
von Sponsoren, Angehörige von dort Ruhenden wurden erfolgreich angesprochen.
Als Beispiel sei die Grabstelle von Dr. Schrömbgens (1839 bis 1899) dem
Erfinder des L`estomac, genannt. Hier
spendete eine Familie gleichen Namens, obwohl sie nicht verwandt war. Vor
wenigen Wochen war Hans-Dieter Boos
aktiv, als es um die Restaurierung von zwei Eisenkreuzen ging, alle
Handwerker arbeiteten kostenlos! Die Kreuze befinden sich im Pastorats
-Vorgarten. Wilhelm-Heinrich Baum sponserte die „Umbaumaßnahme Engel“ vom alten
Friedhof auf den neuen, bei den Gedenktafeln listete der Bürgerverein mehr oder
weniger kapitalkräftige bzw. Spenden bereite Bürger auf, besuchte sie und war
erfolgreich. Zweimal malte Elvire Kückemanns Tag und
Nacht Bilder; es gab Ausstellungen in der Sparkasse, der Bürgerverein stockte
den Betrag pro verkauftem Bild auf. Zum einen ging es um den Kirchturm, zum
anderen um die Bibliothek im Pfarrhaus. Wir ließen uns in Köln beraten über die
Möglichkeiten, die Mönchsbibliothek zu erhalten.
Auch in den
letzten Monaten konnten von mir immer wieder neue Mitglieder gewonnen werden,
der Bürgerverein gehört zu den Vereinen, dessen Mitgliederzahl steigt, er hat heute die Höchstzahl von 185 Mitgliedern.
Übrigens: Für viele Aktivitäten, die über mehrere Jahre in Anspruch nahmen,
wurden Arbeitskreise gebildet, beispielsweise für das Friedhofswesen,
Organisation von Ausstellungen, die Durchführung des Martinsfestes oder die
Stadtfeste. 1980 gab es das erste. Grund
war eine Bürgermeisternotiz aus dem 19. Jahrhundert, wonach 1628 Stadtrechte
verliehen worden sein sollen, wofür es aber keinen Beleg gibt. 1980 wurden
Stadttore gebaut, ein nostalgischer Kalender herausgegeben, der Magenlikör
L`estomac wurde nachgebrannt. Er hatte nach Aussage von Finken in dessen im
Jahr 1897 herausgegebenen Buch „Die Stadt Kaldenkirchen“, das der Bürgerverein
1984 neu auflegte, Kaldenkirchen „über die Meere hinaus bekannt gemacht“. In
der Tat fanden sich später - es dürften solche von Anfang des vorigen
Jahrhunderts gewesen sein - bei Getränke
Ploenes noch Flaschen mit dem Aufdruck „Prämiiert und preisgekrönt in
Antwerpen, Amsterdam und Rotterdam, in
Kapstadt/Südafrika, Köln, Luxemburg, Spa,
Utrecht, Breslau, Trier, Nizza, Viersen und Bremen“, wo er zuletzt
hergestellt wurde. Eine solche Flasche ist hier und heute ebenso zu besichtigen
wie eine weitere, der es zu verdanken ist, dass der Magenbitter wieder vom
Bürgerverein zum Stadtfest 1989 ins Leben zurückgerufen wurde. Ich erinnere
mich. Ein Kollege vom Einwohnermeldeamt gab ein Telefongespräch aus dem Raum Hennef
an der Sieg weiter mit dem Hinweis an mich, der ich – wie im öffentlichen
Dienst nicht selten – schwitzend am Schreibtisch im alten Lobbericher
Rathaus arbeitete – Sie kennen sich doch in Kaldenkirchen aus, was ich nicht
bestritt. Ein Bauunternehmen hatte beim Ausschachten die Flasche gefunden, die
Sie heute ebenfalls hier sehen können, mit der erhabenen Aufschrift, daher noch
heute gut lesbar: L'estomac von Dr. med. Schrömbgens,
prakt. Arzt in Kaldenkirchen, Rheinpreussen. Ich
hatte in der Sportschule Hennef zu tun - ich erinnere mich an die Begegnung mit
dem alten Fussballexperten unter dem
Namen „Riegel Rudi“ bekannten Fussballtrainer Rudi Gutendorf – holte mir die
Flasche ab, bezahlte sie überdurchschnittlich und veröffentlichte die
Geschichte. Das brachte die Kornbrennerei Hartges auf
den Plan, seitdem gibt es wieder L´estomac, der anders schmeckt als das
Original, er hat statt 42 % nunmehr 32 % Alkoholgehalt. An der Kehrstraße wurde
in dem Haus, in dem der Magenlikör erfunden wurde, eine Gedenktafel angebracht.
Apropos
Gedenktafeln und Hinweisschilder. Der Bürgerverein brachte sie – wie auch in
anderen Stadtteilen – an Denkmälern an. Ich zähle sie nicht alle auf. Nur ein
Beispiel der vielleicht nicht so im Blickfeld stehenden, wie Kirchen oder ein
Kriegerdenkmal: Der Einmannbunker oder die Splitterschutzstelle am Bahnübergang
bei Fortin, alten Kaldenkirchener ist diese Fabrik an der Feldstraße ein
Begriff. Überhaupt „Erinnerungskultur“! Für mich ist die Definition „Heimat ist
dort, wo man die Namen der Toten kennt“ eine großartige. Ich verweise auf das
Faltblatt, das - wie viele andere Druckwerke - ausliegt. Herausragendes will
ich exemplarisch nennen: In der alten Kapelle auf dem Friedhof an der
Grenzwaldstraße wurde fünf Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg eine
Gedenktafel der besonderen Art aufgestellt. Grundlage hierfür waren jahrelange
Recherchen (Amtsgericht, Standesamt), insbesondere die Bemühungen von Gregor
Herter und Berti Verkoyen, der die Totenzettel wie auch Fotos von Kevelaerprozessionen und Hochzeitsjubiläen sammelte und
ausstellte. Herzlichen Gruß Euch beiden mit Euren Ehefrauen. Ein
Totengedenkzettel, den der Bürgerverein zusammenstellte, wurde veröffentlicht,
nach Ergänzungen gefragt, wir wollten vollständig sein. Was dort entstanden ist
mit den Namen, den Geburtsdaten, Sterbedaten und Sterbeorten und dazu eine
Auflistung der Kriegsereignisse, zusammengestellt von Professor Heinrich, sucht
seinesgleichen. Dass Namen genannt wurden, war mir außerordentlich wichtig.
Hier kann eine Schulklasse beispielsweise Unterricht nehmen. Ebenso bedeutsam
ist die im Jahr 2.000 errichtete Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof an der
Ecke Frank-/Jahnstraße. Auch hier galt: Namen müssen drauf, und wir müssen
damit komplett sein. Dabei half auch das Sonderstandesamt Arolsen mit den Namen
der jüdischen Mitbürger, die umgekommen sind, schließlich die Nachzeichnung der
Grundrisse der Synagoge im Jahr 2004, die exakt möglich war, weil Christa
Mainusch im Bauamt der Stadt einen Plan eines Nachbarhauses gefunden hatte.
Eine Tafel am Gebäude der Baugesellschaft hatte der Bürgerverein bereits einige
Jahre vorher anbringen lassen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die passenden
Ansprachen von Rabbiner Abraham Hochwald und unserem Vorsitzenden Hanns Backes,
die ich einige Jahre später Siegfried Sanders – einem sehr angesehen
Kaldenkirchener jüdischen Glaubens - gab, als er aus den USA kommend, noch
einmal Kaldenkirchen besuchte und sich sehr beeindruckt zeigte. An den
historischen Plänen mit der Festung Kaldenkirchens
- das
Original befindet sich in Burg Linn – auf dem Kirchplatz sieht man immer wieder
junge und alte Menschen, die sich sehr interessieren. Hier hatte Elvire
Kückemanns immer wieder drauf hingewiesen. Der Bürgerverein hat stets zur
Benennung von neuen Straßen in Kaldenkirchen Vorschläge unterbreitet, die von
der Stadt angenommen wurden. Dazu gehört beispielsweise die Tolkemiter Straße,
wo es auch einen Gedenkstein gibt. Wenn die Tolkemiter zu ihren Treffen nach
Kaldenkirchen kamen, war stets ein Vertreter des Bürgervereins dabei. Dass sich
Nachfahren bei einer Straßenbenennung dankend meldeten, haben wir auch erlebt.
Im Bürgerhaus, dessen Verwaltung im Übrigen der Bürgerverein derzeit durch
Veronika Gries erledigt, - zuvor hatte dies Berti Verkoyen
mit Unterstützung seiner Brigitte besorgt – wird daran mit einer Urkunde
erinnert. Sehen Sie sich die Druckerzeugnisse auf dem Tisch im Foyer an: Als
erstes muss ich die zweibändige Stadtgeschichte vor Professor Dr. Leo Peters
von 1998 nennen. Ein großartiges Nachschlagewerk. Nicht von ungefähr geht das
geflügelte Wort um: Schlag nach bei Peters! Dr. Theo Optendrenk spricht zu
recht von einem Jahrhundertwerk. 1987 gab es den Gruß aus Kaldenkirchen in rot,
1989 in blau, Gregor Herter und beim ersten Band auch Paul Moors hatten viele
Fotos gesammelt, dazu kann man passende Texte lesen. 1993 wurde die Wallanlage,
eine Parzellierung von Ende des 18. Jahrhunderts gedruckt. Ausstellungen von
Totenzetteln gab es 2000, von Kommunion- und Konfirmationsbildern 2002, später
wurden die Ausstellungen wiederholt, 2005 wurde ein historischer Stadtplan
herausgegeben.
„Jrad
erlefft on no all Jeschichte“, ein Band in Plattdeutsch erschien. Koakerker
Platt wird in der Schule von Elvire Kückemanns gelehrt, es gab Auftritte, die
viel Beifall fanden, unter anderem von Elvire Kückemanns
mit Margret Schirrmacher, sie ist mit ihrem Horst gekommen, der wiederum heute
Morgen und schon so häufig früher Waldbegehungen unternahm und sich intensiv um
die Tabakanpflanzung und Zigarrenherstellung gekümmert hat. Das gibt mir
Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass neben dem Denkmal an der Kirche, das von
uns am 28. Oktober 1989 aufgestellt wurde, in diesem Jahr Tabak angepflanzt
wurde. Die das Denkmal schaffende Künstlerin war Loni Kreuder, gesponsert haben
es die Dresdner, heute Commerzbank, die aus Anlass ihres vierzigjährigen
Bestehens in Kaldenkirchen 10.000 DM spendete, 10.000 DM kamen von der
Druckerei Stiels dazu, die auf Bezahlung des Finkennachdruckes verzichtete.
Eine Sammlung historischen Postkarten – 2006 gedruckt – fand ebenso Interesse
wie die schöne Postkarte Zigarrenmacher vor Sankt Klemens. 2008 wurde der
Lebensbogen herausgegeben, ein Blick in die Tabak- und Zigarrenindustrie
Kaldenkirchen am Beispiel der Familie Montel. 2012 erschien
die Geschichte der Zollämter von Manfred Wintzen beim Bürgerverein. Etliche
Filmnachmittage wurden organisiert, bei
der Herstellung von Filmen haben wir mitgewirkt. Unlängst haben wir viel Lob
erhalten, als wir einige Filme zeigten. Ich weiß, dass Gerhard Estler auch noch
einige gedreht hat, die wir gelegentlich sicher zeigen werden. Seit 2006
gestaltet und aktualisiert er gemeinsam mit Hans-Dieter Boos
unseren Internetauftritt www.bv-kaldenkirchen.de
Beliebt sind auch Fahrten zum Landtag. In diesem Jahr wurden mehrere Rundgänge
in Kaldenkirchen angeboten. Der Rokokopavillon wurde ins Blickfeld gerückt. Auf
Antrag des Bürgervereins wurde eine Bezuschussung durch die Stiftungen der
Sparkasse Krefeld und Nettetal von 20.000 Euro bei 60.000 Euro Gesamtkosten
erreicht. Wie Sie sicher wissen, kann man dort, muss aber nicht, standesamtlich
heiraten. Inzwischen wurde auch vom Angebot, den Rokokopavillon zu besichtigen
Gebrauch gemacht. Wie auch auf dem Judenfriedhof sagten mir jeweils eine
siebzigjährige in Kaldenkirchen geborene
Dame: „Hier bin ich zum ersten Mal in meinem Leben!“ Der Bürgerverein machte es
möglich. Übrigens auch häufig mit einer guten Pressearbeit verbunden, denn der
Bürgerverein leistet sich seit fünfzig Jahren auch einen zuverlässigen
Pressesprecher. Er berichtete beispielsweise in den Anfangsjahren von
Gemeinschaftskonzerten der beiden Kirchenchöre oder von solchen mit dem
farbigen Sänger Eugen Holmes mit Unterstützung der Dresdner Bank. Beinahe hätte
ich das großartige zweite Stadtfest „800 Jahre Ersterwähnung Kaldenkirchens“ vergessen. Bürgermeister Christian Wagner
meinte am 25. November 2006 – übrigens völlig zu Recht - am Ende des
Festjahres: „Es
war ein Stadtfest, das es in diesem Umfang und dieser Qualität in Nettetal so
noch nicht gegeben hat.“! Dr. Theo Optendrenk- wir
hatten es gewagt, einen Lobbericher um - Komplimente
zu bitten -, sprach von einem „dauerhaften Ruhmesblatt“. Herzlichen Gruß Dir
und Deiner lieben Greta. Wie meinte er unlängst zu dieser Einladung: „Ich
wusste, dass Du nicht ausländerfeindlich bist.“ Nun, ein Dr. Optendrenk kommt
selten allein, herzlich begrüßt auch Sohn Dr. Marcus Optendrenk, unser
Landtagsabgeordneter, auch deshalb, weil wir schon zu Gast bei ihm im Landtag
sein durften, dies erneut am 27. Januar, wir kommen mit einem vollen Bus. An
der Stelle ein ebenfalls herzlicher Gruß dem Vorgänger von Marcus Optendrenk im
Landtag, Christian Weisbrich, auch ehemaliger Stadtdirektor von Nettetal, hier
und heute auch als Vorsitzender des VVV Lobberich, für den VVV Leuth begrüße
ich Manfred Meis und für Breyell Hubertine Kreuels, eine gebürtige
Kaldenkirchenerin Peter Beyen (Hinsbeck) hat sich gestern Abend entschuldigt.
Der
Bürgerverein bietet also auch Weiterbildung an, wir besuchen bekanntlich auch
heimische Betriebe und ich kann ganz aktuell berichten, dass sich zwei
Firmenchefs für heute entschuldigt haben – beide sind verreist und wären gerne gekommen, die sich freuten,
als wir vor einiger Zeit bei Ihnen zu Besuch waren und in beiden Fällen haben
wir für das kommende Frühjahr eine weitere Besichtigung verabredet.
Erlauben
Sie mir einen Blick in das Programm des Festjahres und damit auch zurück zur
800-Jahrfeier. Elvire Kückemanns und Dr. Leo Peters stellten kurzfristig eine
Broschüre zusammen, die den Charakter einer Festschrift hat, in dem die
ausnahmslos guten und niveauvollen Veranstaltungen beschrieben werden: Mittelalterlicher
Markt, Bahnhofsfest, Kunstgalerie,
Konzert in der evangelischen Kirche, drei Vorträge von Professoren,
Mundartlesungen, Motto im Kaldenkirchener Karnevalszug, Ausstellung „Kunst und
mehr“, Vortragsreihe Textil, Zigarren- und Tonindustrie, Konzerte der
Kreisfeuerwehrkapelle und der Liedertafel, Rundgang „Kaldenkirchen im Spiegel
der Straßennamen“, Bild-Vortrag über Alt-Kaldenkirchen, Führungen in der
Sequoiafarm und im Towana-Wassergarten, besondere
Festgottesdienste in beiden Kirchen, Projektwochen in Schulen und Kindergärten,
Ausstellungen zur Stadtgeschichte im evangelischen Gemeindehaus an der
Kehrstraße und eine weitere in der katholischen Kirche zur Geschichte beider
Konfessionen, Wanderausstellung der heiligen
Birgitta mit einem Vortrag von Elvire Kückemanns,
Verein Niederrhein mit Radtouren, mittelalterliches Hofkonzert mit
entsprechenden Kostümen im Innenhof des Rittergutes Altenhof, Kaldenkirchen und
der Zoll, Tag der offenen Tür in der Polizeiwache und bei der Feuerwehr,
Erntedankfest der Bauernschaft, 100 Jahre katholische Frauengemeinschaft,
Besuch des Grabes in der Münsterkirche in Roermond Gerhard IV von Geldern und
der Margaretha von Brabant - im Zusammenhang mit ihrer Eheschließung wurde
Kaldenkirchen erstmals erwähnt - Vereine und Einzelpersonen machten mit, das
galt für die 800-Jahrfeier, das gilt auch für manche andere Aktion. Wir haben
auch das Kloster der Birgittenschwestern in Uedem in den Niederlanden besucht.
Ich habe
vielen zu danken, es ist normal, dass diese meistens Vorstandsmitglieder sind.
Heute gehören dem Vorstand neben dem Vorsitzenden und Geschäftsführer der
zweite Vorsitzende Ingo Heymann, Schatzmeister Torsten Trienekens, Jakobine
Albrecht-Hermanns, Hans-Dieter Boos, Gerhard Estler, Ingelore Herkenrath,
Elvire Kückemanns, Dr. Leo Peters, Manfred Schomm, Willi Tempels, Berti
Verkoyen und Axel Witzke an. Erlauben Sie mir etwas salopp
folgende Hinweise: Manche Vorstandsmitglieder fühlen sich hin und wieder als
Auskunftei, insbesondere gilt das für Dr. Leo Peters in historischer Hinsicht,
aber auch für mich. Ich hätte es fast vergessen zu erwähnen, wenn ich nicht bei
der Vorbereitung dieser Rede beispielsweise
- nennen wir es ruhig gestört - worden
wäre. Es endete mit einem Besuch, den wir vereinbarten und den es in der
vergangenen Woche bereits gab. Als Produkt
wird Ende nächsten Jahres ein Buch über Grenzen erscheinen. Leo Peters,
Marcus Optendrenk und Ludger Peters (Rheinische Post)
können auch von Gesprächen mit Herrn Ragdy van de
Hoek berichten. Hier ein salopper Hinweis, den ich zunächst nicht vorgesehen
hatte, zu dem ich aber ermuntert wurde: Ich kenne keinen Verein, bei dem es so
viele Bundesverdienstkreuzträger im Vorstand gibt wie den Bürgerverein. Von den
Taten von fünf Damen und Herren waren verschiedene Bundespräsidenten von Carl
Carstens über Roman Herzog bis Richard von Weizäcker und zuletzt auch Joachim
Gauck offensichtlich sehr überzeugt. Bonn und Berlin hat
gut entschieden! Die Mitglieder des Vorstandes sind fast alle mehr oder weniger
aktiv in den verschiedensten Funktionen, wie Kreissportbund, Stadtsportverband,
TSV Kaldenkirchen, in der Kommunalpolitik,
in beiden Kirchenchören, der Frauengemeinschaft und anderen kirchlichen
Gremien, der Flüchtlingshilfe, der Kreisfeuerwehrkapelle und dem Verein zur Förderung des Nachwuchses und des
Musikprobehauses, dem
Kaldenkirchener
Karnevalsverein,
Nachbarschaftsgemeinschaften, dem Werbering Kaldenkirchen aktiv, der Reservistenkameradschaft oder in bedeutsamen Gremien, die sich mit
Geschichte befassen. Hier ist übrigens nicht das Tabakkollegium gemeint. Das
ist eine Besonderheit. Es gilt als eine Tochter des Bürgervereins, ist aber
älter als die Mutter. Georg Dahlschen gründete diese Gesprächsrunde im Jahr
1950, sie war wie die Deutsch-Niederländische Arbeitsgemeinschaft eine
Untergliederung der Volkshochschule. Pate für den Namen war die Tafelrunde, ein
Kreis von Beratern, die lange Pfeifen rauchten, von
Friedrich Wilhelm I. In den Anfangsjahren erinnerten sich alte Kaldenkirchener
an das, was sie in ihrer Jugend erlebt hatten. Änne Franken geboren Peters –
herzlich begrüßt mit Ehemann Erich - und
Mia Bonnacker geborene Heußen- ebenso
herzlich willkommen sowie Heinz-Willi Schmitz hielten das Wichtigste fest.
Realistisch darf man feststellen, dass durch die Herausgabe der Stadtgeschichte
von Dr. Leo Peters die Geschichte Kaldenkirchens sehr seriös aufgearbeitet
worden ist.
Als gemütliche Runde besteht das Tabakkollegium noch.
Fortbildungsfahrten, Besichtigungen und die vorweihnachtliche Zusammenkunft
sind nach wie vor beliebt. Elvire Kückemanns ist jeden Donnerstag in der
katholischen Grundschule und spricht mit den weißen und farbigen Kindern
Koakerker Platt. Es gab Auftritte, die sehr gut ankamen. Gründungsvorsitzender
des Vereins ist – wie erwähnt - Heinz-Günter Karrenberg, damals Stadtdirektor
von Kaldenkirchen, bis 1969, von 1970 bis 2001 Hanns Backes, zu der Zeit
Landrat, und seit 2001 Heinz-Willi Schmitz, jetzt Rentner. Als Geschäftsführer
habe ich mit allen dreien gut zusammengearbeitet. Drei Vorsitzende in fünfzig
Jahren, auch ein Zeichen von Kontinuität. Ich habe mir Mühe gegeben, meinen
Beitrag zu leisten. Es gibt immer wieder Anmeldungen zum Bürgerverein, es wäre
schön, wenn es nicht nur weiterhin neue Mitglieder gäbe, sondern darunter auch
jüngere Leute wären, beispielsweise auch solche, die die Nachfolge des
Vorsitzenden und des Geschäftsführers
übernehmen würden, denn beide haben das Rentenalter längst erreicht und bei der nächsten
Jahreshauptversammlung stehen Neuwahlen an .Ich erlaube mir, übertragen auf den
Bürgerverein wie beim 100-jährigen des
TSV zu behaupten: Es ist gut, dass es in
Nettetal den Stadtteil Kaldenkirchen -
und in Kaldenkirchen den Bürgerverein gibt. Hinzufügen möchte ich sinngemäß,
das habe ich unlängst auch behauptet, als ich nach 50 Jahren die
Geschäftsführertätigkeit des Kreissportbundes abgegeben habe: Der Bürgerverein
Kaldenkirchen hat mir mehr gegeben als ich ihm geben konnte.
Sie wissen,
dass ich Nachtwächterblut in den Adern habe. Erlauben Sie mir daher zum Schluss
die Worte des Türmers - vergleichbar mit dem Tüter – aus dem fünften Akt des
Faust von Johann Wolfgang von Goethe, mit denen ich mich auch vor sechs Jahren aus dem Rathaus
verabschiedet habe und die auch Hanns Backes sehr liebte:
Zum Sehen geboren
Zum Schauen bestellt
Dem Turme geschworen
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne.
Ich seh in die Näh
Den Mond und die Sterne
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
Die ewige Zier
Und wie mirs gefallen
Gefall ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen
Was je ihr gesehn
Es sei, wie es wolle
Es war doch so schön.
Ich bedanke
mich sehr herzlich für Ihre Geduld, mir so lange aufmerksam zuzuhören und lade
Sie zu einem oder auch mehreren Gläsern Wein oder Sekt oder Saft ein. Trinken
Sie ruhig ein paar Gläschen, auch vielleicht einen L´estomac, als Sponsor
konnte ich dafür Elmar Terstappen gewinnen.
Bedient werden Sie von den Frauen des Vereins Kindertraum, auch Ihnen
ein herzliches Dankeschön.
Der
Vorstand des Bürgervereins Kaldenkirchen e.V. im Jahr 2006, als die urkundliche
Ersterwähnung vor 800 Jahren gebührend gefeiert wurde, im Saal „Zur Mühle“ vor
dem von Heinz van Kempen und Andreas Melchers gemalten Bild (Kehrstrasse):
Untere Reihe: Professor Dr. Leo Peters (damals stellvertretender Vorsitzender),
Ehrenvorsitzende Heinz-Günter Karrenberg und Hanns Backes, Heinz-Willi Schmitz
(Vorsitzender und Geschäftsführer). Mittlere Reihe: Wilhelm Heinrich Baum,
Elvire Kückemanns, Willi Tempels, Heinz Peeters,
Berti Verkoyen. Obere Reihe: Gregor Herter, Martin Münter,
Horst Schirrmacher, Erwin Dickmann, Manfred Schomm,
Hans-Dieter Boos (damals Schatzmeister),
Paul Moors, Karl-Heinz Adams.