Fünfzig Jahre Bürgerverein Kaldenkirchen e.V.

 

Vorsitzender Heinz-Willi Schmitz am 24. Oktober 2015

in der Aula der Realschule in Kaldenkirchen

 

Herzlich begrüße ich Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen mit Ihnen das fünfzigjährige Bestehen des Bürgervereins Kaldenkirchen feiern. Ersparen Sie mir die Einzelbegrüßung der vielen Ehrengäste, vielleicht stellvertretend für alle den Herrn Bürgermeister Christian Wagner, der ja alle Nettetaler Bürger vertritt und als Vertreter der Kirchengemeinden die Pfarrer Andreas Grefen und Benedikt Schnitzler. Erlauben Sie mir, dass ich dennoch später an passender Stelle den einen oder anderen netten Gast, gewissermaßen auch stellvertretend für andere, begrüße. An dieser Stelle ein Wort zum Programm. Sie hörten bereits die hauseigene Samba Trommel AG der Realschule unter Leitung von Herrn Jansen; an dieser Stelle ein Dank dafür  an den Schulleiter Joachim Szyrba, dass wir hier zu Gast sein dürfen.  Nach mir hören Sie das Ensemble con Spirito, auch später noch einmal, unseren Bürgermeister, Herrn Christian Wagner,  Elvire Kückemanns wird Ihnen Koakerker Platt beibringen, wir hören noch etwas Musik, ehren Gründungsmitglieder und die Kreisfeuerwehrkapelle spielt unter anderem Hoch Kaldenkirchen“, ehe wir uns bei einem Glas Wein noch ein wenig unterhalten wollen. Dabei haben Sie Gelegenheit, Coen Hovens und seinen Enkel bei der Herstellung von Zigarren zu beobachten. Natürlich wird hier nicht geraucht, aber Sie können bei Coen, der schon so manches Fest von uns bereichert hat, Zigarren erwerben. Dabei sehen Sie auch einige der Marke Pleidelsheimer Horst, also aus unserem eigenen Tabakanbau, wobei mir die Fachleute aus Tegelen, die ich mehrfach besuchte, berichteten, es sei nicht leicht gewesen, daraus Zigarren herzustellen. Herzlich begrüßt Horst und Margret Schirrmacher. Ein herzlicher Dank für den sehr schönen Waldspaziergang heute Morgen.

 

Als ich im Jahr 1967, ich war Geschäftsführer des TSV Kaldenkirchen, den damaligen Landrat Lambert Maassen bat, ob er nicht die Festrede beim 60-jährigen Bestehen des TSV 1885/07 halten könnte - er hatte - wie in Festschriften nachzulesen – in der Ligamannschaft des Spielvereins 07 gespielt und später Funktionen im Verein wahrgenommen – antwortete er mir, es wäre nicht gut, wenn jemand seinen eigenen Verein über den grünen Klee loben würde und empfahl mir den Bundestagsabgeordneten Dr. Hugo Hammans, der dann auch im Saal Eicker die Festrede hielt. Genau vierzig Jahre später haben wir uns im TSV-Vorstand über solche Bedenken hinweggesetzt, als ich beim 100-jährigen Bestehen  des TSV (Spielverein 07) die Festrede gehalten habe. Ob es richtig war, dass wir uns bei unserem Jubiläum heute über diese Bedenken noch einmal  hinweggesetzt haben, wollen wir  hoffen. Im Übrigen, eine Festansprache soll es nicht werden, es gilt, eine Bilanz zu sehen. Auf jeden Fall bin ich – bei aller Bescheidenheit – überzeugt, dass das, was durch den Bürgerverein in Gang gesetzt und verwirklicht worden ist, sich sehen lassen kann. Bei Matthäus 13,57 heißt es: Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und in seinem Haus - gilt - mit Verlaub – für den Bürgerverein nicht. Er hat sich einen Namen gemacht.

 

Wie fing alles an? Am 29. April 1965 fand auf Anregung vom am 1. Oktober 1963 nach Kaldenkirchen gekommenen Stadtdirektor Heinz-Günter Karrenberg – an dieser Stelle besonders herzlich mit seine Ehefrau Elisabeth begrüßt, er ist aus Rösrath angereist - die Gründungsversammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins im “Alten Brauhaus“ statt. Im Jahr 1970 nach der kommunalen Neugliederung fusionierte  er mit den beiden parallel dazu bestehenden Vereinen Kulturring und Bürgervereinigung Stadthalle – ebenfalls aufgrund von  Anregungen aus dem Rathaus  - zum Bürgerverein. Er hat in den fünfzig Jahren eine ordentliche Bilanz aufzuweisen. Sicherlich hätte manches von dem, was er bewirkt hat, auch von anderen natürlichen oder juristischen Personen, Parteien oder Vereinen oder der Stadt erledigt werden können. Aber der Bürgerverein hat nun einmal diese Aufgaben übernommen und manches wäre ohne ihn sicher nicht oder vielleicht anders verwirklicht worden. Bei der Gründungsversammlung waren 44 Personen anwesend, ein Querschnitt der Kaldenkirchener Bevölkerung, begrüßt von Theodor Peters, der dem Vorstand des Vorgängervereins, dem Heimat- und Verkehrsverein Kaldenkirchen, angehörte. Unter seiner Leitung wurde Stadtdirektor Heinz-Günter Karrenberg zum Vorsitzenden gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Dr. Ernst J. Martin. Als Geschäftsführer und Kassenwart wurde Heinz-Willi Schmitz gewählt. Beisitzer wurden Gerta Lueb, Theodor Peters, Edmund Thönissen und Dr. Viktor Underberg. In den Prüfungsausschuss wurden übrigens Willi Dammer und Paul Germes berufen, beiden konnte ich unlängst zur Vollendung des 90. Lebensjahres gratulieren und ihre Lebensleistungen  in der Presse würdigen. Sie gehören auf jeden Fall zu den Mitgründern, denen wir gleich für ihre fünfzigjährige Treue danken wollen. Zwanzig Jahre später beispielsweise bestand der Vorstand aus dem Ehrenvorsitzenden Heinz-Günter Karrenberg – aufgrund der kommunalen Neugliederung war er als Vorsitzender zurückgetreten und zum Ehrenvorsitzenden gewählt worden- dem Vorsitzenden Hanns Backes, dem stellvertretenden Vorsitzenden Hans Lohuis – an der Stelle der Hinweis, dass Hans Lohuis der Bürgervereinigung Stadthalle vorstand, die, wie der ebenfalls zwischenzeitlich gegründete Kulturring  inzwischen zum Bürgerverein zusammengeschlossen worden waren. Weitere Vorstandsmitglieder: Heinrich Heymann als Ortsvorsteher, Hans-Dieter Boos, Dieter Claassen, Gregor Herter, Jakob Lindackers, Paul Moors, Sigrid Manstetten, Heinz Peeters und Toni Rütten     - er war Vorsitzender des Kulturringes gewesen -.     Norbert Schausten – er war Leiter der Volkshochschule -, Horst Schirrmacher - Chef der Polizei, Gerhard Schlotmann für die Liedertafel, Heinz Vaehsen für die Kreisfeuerwehrkapelle und Fritz Viergutz. Hier sei der Hinweis gestattet, dass sich darunter unter anderem Kommunalpolitiker befanden, aber auch der Versuch unternommen wurde, kulturtreibende Vereine, was das auch im einzelnen heißen mag, einzubinden. Ich erinnere mich an den Hinweis von dem damals auf dem

 Weg zur Promotion befindlichen Leo Peters, der feststellte , „es wird kulturt“-. Die Namen, die ich nannte, werden vielen von Ihnen  bekannt sein, die meisten sind verstorben, zuletzt der Ehrenvorsitzende Hanns Backes, dessen Ehefrau Trude ich herzlich begrüße. An der Stelle bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben, wir wollen der verstorbenen Mitglieder des Bürgervereins  gedenken.

Kreisfeuerwehrkapelle spielt das Lied vom guten Kameraden!

 

Wer erinnert sich noch an Johannes Kraayvanger? Er besuchte - nennen wir sie -  Mitgliedschaftsanwärter. Anschließend kam er zu mir ins Büro und brachte mir die unterschriebenen Anmeldeformulare. Gemeinsam mit der Stadt und dem Werbering, -heute „Kaldenkirchen aktiv“ mit einigen Vorstandsmitgliedern hier und heute vertreten und herzlich begrüßt-, wurde erstmals eine Weihnachtsbeleuchtung organisiert. Erinnern Sie sich? Lichterketten über die Straßen und Weihnachtssterne waren es zunächst. Die Anlieger wurden einzeln um Anteilsbeträge gebeten. Später wurde daraus das Lichterfest. Im Übrigen schafften wir auch Wimpelketten an, die über die Straßen gespannt wurden und sogar Halter, die man in die Straßenrinnen setzen konnte, um daran Bäumchen zu befestigen. Die Heimat- und Schützenfeste lassen grüßen. Sankt Martin wurde mehr als 30 Jahre  organisiert. Es gibt Insider, die damals an den Festausschusssitzungen auf dem Rittergut Altenhof teilnahmen, die behaupten, hätte es nicht den zum Teil großen Einsatz einiger gegeben, wäre Sankt Martin in Kaldenkirchen kaum noch in der bewährten Form gefeiert worden. Haus-sammlung und Büchsensammlung in den damals 34 (!) Gaststätten brachten sehr viel Ärger.  Hanns Backes und ich luden die Damen und Herren der Schulpflegschaften ein, um Sammler zu bekommen. Als der Ausschuss des Bürgervereins die Aufgabe in die bewährten Hände des Komitees aus Schulen und Kindergärten u. a. gab, wurde diesem ein Betrag zur Verfügung gestellt, der für die komplette Durchführung eines Festes reichte. Es waren immerhin jeweils rund 1.000 Kinder mit Tüten zu bescheren. Altenheim und Altenstube wurden ebenfalls besucht. Der Etat lag bei 5.000 DM.

        

Hinweisschilder im Grenzwald wurden aufgestellt, der Bürgerverein half bei der Finanzierung des Korpus am Kreuz an der Steyler Straße, Ruhebankstifter wurden gesucht und gefunden (190 DM pro Bank). Überhaupt kam es im Lauf der Jahre immer wieder zu Sammlungen. Hans-Dieter Boos, vier Jahrzehnte Schatzmeister, war beispielsweise persönlich von Haus zu Haus im Einsatz, als es um das Stadtfest ging, er trug maßgeblich dazu bei, dass auf dem ehemaligen Friedhof an der Ecke Bahnhof-/Karlstraße unter anderem einige Grabsteine erneuert wurden, finanziert von Sponsoren, Angehörige von dort Ruhenden wurden erfolgreich angesprochen. Als Beispiel sei die Grabstelle von Dr. Schrömbgens (1839 bis 1899) dem Erfinder des L`estomac,  genannt. Hier spendete eine Familie gleichen Namens, obwohl sie nicht verwandt war. Vor wenigen Wochen war Hans-Dieter Boos  aktiv, als es um die Restaurierung von zwei Eisenkreuzen ging, alle Handwerker arbeiteten kostenlos! Die Kreuze befinden sich im Pastorats -Vorgarten. Wilhelm-Heinrich Baum sponserte die „Umbaumaßnahme Engel“ vom alten Friedhof auf den neuen, bei den Gedenktafeln listete der Bürgerverein mehr oder weniger kapitalkräftige bzw. Spenden bereite Bürger auf, besuchte sie und war erfolgreich. Zweimal malte Elvire Kückemanns Tag und Nacht Bilder; es gab Ausstellungen in der Sparkasse, der Bürgerverein stockte den Betrag pro verkauftem Bild auf. Zum einen ging es um den Kirchturm, zum anderen um die Bibliothek im Pfarrhaus. Wir ließen uns in Köln beraten über die Möglichkeiten, die Mönchsbibliothek zu erhalten.

 

Auch in den letzten Monaten konnten von mir immer wieder neue Mitglieder gewonnen werden, der Bürgerverein gehört zu den Vereinen, dessen Mitgliederzahl steigt, er  hat heute die Höchstzahl von 185 Mitgliedern. Übrigens: Für viele Aktivitäten, die über mehrere Jahre in Anspruch nahmen, wurden Arbeitskreise gebildet, beispielsweise für das Friedhofswesen, Organisation von Ausstellungen, die Durchführung des Martinsfestes oder die Stadtfeste.  1980 gab es das erste. Grund war eine Bürgermeisternotiz aus dem 19. Jahrhundert, wonach 1628 Stadtrechte verliehen worden sein sollen, wofür es aber keinen Beleg gibt. 1980 wurden Stadttore gebaut, ein nostalgischer Kalender herausgegeben, der Magenlikör L`estomac wurde nachgebrannt. Er hatte nach Aussage von Finken in dessen im Jahr 1897 herausgegebenen Buch „Die Stadt Kaldenkirchen“, das der Bürgerverein 1984 neu auflegte, Kaldenkirchen „über die Meere hinaus bekannt gemacht“. In der Tat fanden sich später - es dürften solche von Anfang des vorigen Jahrhunderts gewesen sein -  bei Getränke Ploenes noch Flaschen mit dem Aufdruck „Prämiiert und preisgekrönt in Antwerpen, Amsterdam und  Rotterdam, in Kapstadt/Südafrika, Köln, Luxemburg, Spa,  Utrecht, Breslau, Trier, Nizza, Viersen und Bremen“, wo er zuletzt hergestellt wurde. Eine solche Flasche ist hier und heute ebenso zu besichtigen wie eine weitere, der es zu verdanken ist, dass der Magenbitter wieder vom Bürgerverein zum Stadtfest 1989 ins Leben zurückgerufen wurde. Ich erinnere mich. Ein Kollege vom Einwohnermeldeamt gab ein Telefongespräch aus dem Raum Hennef an der Sieg weiter mit dem Hinweis an mich, der ich – wie im öffentlichen Dienst nicht selten – schwitzend am Schreibtisch im alten Lobbericher Rathaus arbeitete – Sie kennen sich doch in Kaldenkirchen aus, was ich nicht bestritt. Ein Bauunternehmen hatte beim Ausschachten die Flasche gefunden, die Sie heute ebenfalls hier sehen können, mit der erhabenen Aufschrift, daher noch heute gut lesbar: L'estomac von Dr. med. Schrömbgens, prakt. Arzt in Kaldenkirchen, Rheinpreussen. Ich hatte in der Sportschule Hennef zu tun - ich erinnere mich an die Begegnung mit dem  alten Fussballexperten unter dem Namen „Riegel Rudi“ bekannten Fussballtrainer Rudi Gutendorf – holte mir die Flasche ab, bezahlte sie überdurchschnittlich und veröffentlichte die Geschichte. Das brachte die Kornbrennerei Hartges auf den Plan, seitdem gibt es wieder L´estomac, der anders schmeckt als das Original, er hat statt 42 % nunmehr 32 % Alkoholgehalt. An der Kehrstraße wurde in dem Haus, in dem der Magenlikör erfunden wurde, eine Gedenktafel angebracht.

 

Apropos Gedenktafeln und Hinweisschilder. Der Bürgerverein brachte sie – wie auch in anderen Stadtteilen – an Denkmälern an. Ich zähle sie nicht alle auf. Nur ein Beispiel der vielleicht nicht so im Blickfeld stehenden, wie Kirchen oder ein Kriegerdenkmal: Der Einmannbunker oder die Splitterschutzstelle am Bahnübergang bei Fortin, alten Kaldenkirchener ist diese Fabrik an der Feldstraße ein Begriff. Überhaupt „Erinnerungskultur“! Für mich ist die Definition „Heimat ist dort, wo man die Namen der Toten kennt“ eine großartige. Ich verweise auf das Faltblatt, das - wie viele andere Druckwerke - ausliegt. Herausragendes will ich exemplarisch nennen: In der alten Kapelle auf dem Friedhof an der Grenzwaldstraße wurde fünf Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg eine Gedenktafel der besonderen Art aufgestellt. Grundlage hierfür waren jahrelange Recherchen (Amtsgericht, Standesamt), insbesondere die Bemühungen von Gregor Herter und Berti Verkoyen, der die Totenzettel wie auch Fotos von Kevelaerprozessionen  und Hochzeitsjubiläen sammelte und ausstellte. Herzlichen Gruß Euch beiden mit Euren Ehefrauen. Ein Totengedenkzettel, den der Bürgerverein zusammenstellte, wurde veröffentlicht, nach Ergänzungen gefragt, wir wollten vollständig sein. Was dort entstanden ist mit den Namen, den Geburtsdaten, Sterbedaten und Sterbeorten und dazu eine Auflistung der Kriegsereignisse, zusammengestellt von Professor Heinrich, sucht seinesgleichen. Dass Namen genannt wurden, war mir außerordentlich wichtig. Hier kann eine Schulklasse beispielsweise Unterricht nehmen. Ebenso bedeutsam ist die im Jahr 2.000 errichtete Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof an der Ecke Frank-/Jahnstraße. Auch hier galt: Namen müssen drauf, und wir müssen damit komplett sein. Dabei half auch das Sonderstandesamt Arolsen mit den Namen der jüdischen Mitbürger, die umgekommen sind, schließlich die Nachzeichnung der Grundrisse der Synagoge im Jahr 2004, die exakt möglich war, weil Christa Mainusch im Bauamt der Stadt einen Plan eines Nachbarhauses gefunden hatte. Eine Tafel am Gebäude der Baugesellschaft hatte der Bürgerverein bereits einige Jahre vorher anbringen lassen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die passenden Ansprachen von Rabbiner Abraham Hochwald und unserem Vorsitzenden Hanns Backes, die ich einige Jahre später Siegfried Sanders – einem sehr angesehen Kaldenkirchener jüdischen Glaubens - gab, als er aus den USA kommend, noch einmal Kaldenkirchen besuchte und sich sehr beeindruckt zeigte. An den historischen Plänen mit der  Festung Kaldenkirchens

- das Original befindet sich in Burg Linn – auf dem Kirchplatz sieht man immer wieder junge und alte Menschen, die sich sehr interessieren. Hier hatte Elvire Kückemanns immer wieder drauf hingewiesen. Der Bürgerverein hat stets zur Benennung von neuen Straßen in Kaldenkirchen Vorschläge unterbreitet, die von der Stadt angenommen wurden. Dazu gehört beispielsweise die Tolkemiter Straße, wo es auch einen Gedenkstein gibt. Wenn die Tolkemiter zu ihren Treffen nach Kaldenkirchen kamen, war stets ein Vertreter des Bürgervereins dabei. Dass sich Nachfahren bei einer Straßenbenennung dankend meldeten, haben wir auch erlebt. Im Bürgerhaus, dessen Verwaltung im Übrigen der Bürgerverein derzeit durch Veronika Gries erledigt, - zuvor hatte dies Berti Verkoyen mit Unterstützung seiner Brigitte besorgt – wird daran mit einer Urkunde erinnert. Sehen Sie sich die Druckerzeugnisse auf dem Tisch im Foyer an: Als erstes muss ich die zweibändige Stadtgeschichte vor Professor Dr. Leo Peters von 1998 nennen. Ein großartiges Nachschlagewerk. Nicht von ungefähr geht das geflügelte Wort um: Schlag nach bei Peters! Dr. Theo Optendrenk spricht zu recht von einem Jahrhundertwerk. 1987 gab es den Gruß aus Kaldenkirchen in rot, 1989 in blau, Gregor Herter und beim ersten Band auch Paul Moors hatten viele Fotos gesammelt, dazu kann man passende Texte lesen. 1993 wurde die Wallanlage, eine Parzellierung von Ende des 18. Jahrhunderts gedruckt. Ausstellungen von Totenzetteln gab es 2000, von Kommunion- und Konfirmationsbildern 2002, später wurden die Ausstellungen wiederholt, 2005 wurde ein historischer Stadtplan herausgegeben.

Jrad erlefft on no all Jeschichte“, ein Band in Plattdeutsch erschien. Koakerker Platt wird in der Schule von Elvire Kückemanns gelehrt, es gab Auftritte, die viel Beifall fanden, unter anderem von Elvire Kückemanns mit Margret Schirrmacher, sie ist mit ihrem Horst gekommen, der wiederum heute Morgen und schon so häufig früher Waldbegehungen unternahm und sich intensiv um die Tabakanpflanzung und Zigarrenherstellung gekümmert hat. Das gibt mir Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass neben dem Denkmal an der Kirche, das von uns am 28. Oktober 1989 aufgestellt wurde, in diesem Jahr Tabak angepflanzt wurde. Die das Denkmal schaffende Künstlerin war Loni Kreuder, gesponsert haben es die Dresdner, heute Commerzbank, die aus Anlass ihres vierzigjährigen Bestehens in Kaldenkirchen 10.000 DM spendete, 10.000 DM kamen von der Druckerei Stiels dazu, die auf Bezahlung des Finkennachdruckes verzichtete. Eine Sammlung historischen Postkarten – 2006 gedruckt – fand ebenso Interesse wie die schöne Postkarte Zigarrenmacher vor Sankt Klemens. 2008 wurde der Lebensbogen herausgegeben, ein Blick in die Tabak- und Zigarrenindustrie Kaldenkirchen am Beispiel der Familie Montel. 2012 erschien die Geschichte der Zollämter von Manfred Wintzen beim Bürgerverein. Etliche Filmnachmittage wurden organisiert,  bei der Herstellung von Filmen haben wir mitgewirkt. Unlängst haben wir viel Lob erhalten, als wir einige Filme zeigten. Ich weiß, dass Gerhard Estler auch noch einige gedreht hat, die wir gelegentlich sicher zeigen werden. Seit 2006 gestaltet und aktualisiert er gemeinsam mit Hans-Dieter Boos unseren Internetauftritt www.bv-kaldenkirchen.de Beliebt sind auch Fahrten zum Landtag. In diesem Jahr wurden mehrere Rundgänge in Kaldenkirchen angeboten. Der Rokokopavillon wurde ins Blickfeld gerückt. Auf Antrag des Bürgervereins wurde eine Bezuschussung durch die Stiftungen der Sparkasse Krefeld und Nettetal von 20.000 Euro bei 60.000 Euro Gesamtkosten erreicht. Wie Sie sicher wissen, kann man dort, muss aber nicht, standesamtlich heiraten. Inzwischen wurde auch vom Angebot, den Rokokopavillon zu besichtigen Gebrauch gemacht. Wie auch auf dem Judenfriedhof sagten mir jeweils eine siebzigjährige  in Kaldenkirchen geborene Dame: „Hier bin ich zum ersten Mal in meinem Leben!“ Der Bürgerverein machte es möglich. Übrigens auch häufig mit einer guten Pressearbeit verbunden, denn der Bürgerverein leistet sich seit fünfzig Jahren auch einen zuverlässigen Pressesprecher. Er berichtete beispielsweise in den Anfangsjahren von Gemeinschaftskonzerten der beiden Kirchenchöre oder von solchen mit dem farbigen Sänger Eugen Holmes mit Unterstützung der Dresdner Bank. Beinahe hätte ich das großartige zweite Stadtfest „800 Jahre Ersterwähnung Kaldenkirchens“ vergessen. Bürgermeister Christian Wagner meinte am 25. November 2006 – übrigens völlig zu Recht - am Ende des Festjahres:Es war ein Stadtfest, das es in diesem Umfang und dieser Qualität in Nettetal so noch nicht gegeben hat.“! Dr. Theo Optendrenk- wir hatten es gewagt, einen Lobbericher um - Komplimente zu bitten -, sprach von einem „dauerhaften Ruhmesblatt“. Herzlichen Gruß Dir und Deiner lieben Greta. Wie meinte er unlängst zu dieser Einladung: „Ich wusste, dass Du nicht ausländerfeindlich bist.“ Nun, ein Dr. Optendrenk kommt selten allein, herzlich begrüßt auch Sohn Dr. Marcus Optendrenk, unser Landtagsabgeordneter, auch deshalb, weil wir schon zu Gast bei ihm im Landtag sein durften, dies erneut am 27. Januar, wir kommen mit einem vollen Bus. An der Stelle ein ebenfalls herzlicher Gruß dem Vorgänger von Marcus Optendrenk im Landtag, Christian Weisbrich, auch ehemaliger Stadtdirektor von Nettetal, hier und heute auch als Vorsitzender des VVV Lobberich, für den VVV Leuth begrüße ich Manfred Meis und für Breyell Hubertine Kreuels, eine gebürtige Kaldenkirchenerin Peter Beyen (Hinsbeck) hat sich gestern Abend entschuldigt.

 

Der Bürgerverein bietet also auch Weiterbildung an, wir besuchen bekanntlich auch heimische Betriebe und ich kann ganz aktuell berichten, dass sich zwei Firmenchefs für heute entschuldigt haben – beide sind verreist  und wären gerne gekommen, die sich freuten, als wir vor einiger Zeit bei Ihnen zu Besuch waren und in beiden Fällen haben wir für das kommende Frühjahr eine weitere Besichtigung verabredet.

 

Erlauben Sie mir einen Blick in das Programm des Festjahres und damit auch zurück zur 800-Jahrfeier. Elvire Kückemanns und Dr. Leo Peters stellten kurzfristig eine Broschüre zusammen, die den Charakter einer Festschrift hat, in dem die ausnahmslos guten und niveauvollen Veranstaltungen beschrieben werden: Mittelalterlicher Markt,  Bahnhofsfest, Kunstgalerie, Konzert in der evangelischen Kirche, drei Vorträge von Professoren, Mundartlesungen, Motto im Kaldenkirchener Karnevalszug, Ausstellung „Kunst und mehr“, Vortragsreihe Textil, Zigarren- und Tonindustrie, Konzerte der Kreisfeuerwehrkapelle und der Liedertafel, Rundgang „Kaldenkirchen im Spiegel der Straßennamen“, Bild-Vortrag über Alt-Kaldenkirchen, Führungen in der Sequoiafarm und im Towana-Wassergarten, besondere Festgottesdienste in beiden Kirchen, Projektwochen in Schulen und Kindergärten, Ausstellungen zur Stadtgeschichte im evangelischen Gemeindehaus an der Kehrstraße und eine weitere in der katholischen Kirche zur Geschichte beider Konfessionen, Wanderausstellung  der heiligen Birgitta mit einem Vortrag von Elvire Kückemanns, Verein Niederrhein mit Radtouren, mittelalterliches Hofkonzert mit entsprechenden Kostümen im Innenhof des Rittergutes Altenhof, Kaldenkirchen und der Zoll, Tag der offenen Tür in der Polizeiwache und bei der Feuerwehr, Erntedankfest der Bauernschaft, 100 Jahre katholische Frauengemeinschaft, Besuch des Grabes in der Münsterkirche in Roermond Gerhard IV von Geldern und der Margaretha von Brabant - im Zusammenhang mit ihrer Eheschließung wurde Kaldenkirchen erstmals erwähnt - Vereine und Einzelpersonen machten mit, das galt für die 800-Jahrfeier, das gilt auch für manche andere Aktion. Wir haben auch das Kloster der Birgittenschwestern in Uedem in den Niederlanden besucht.

 

Ich habe vielen zu danken, es ist normal, dass diese meistens Vorstandsmitglieder sind. Heute gehören dem Vorstand neben dem Vorsitzenden und Geschäftsführer der zweite Vorsitzende Ingo Heymann, Schatzmeister Torsten Trienekens, Jakobine Albrecht-Hermanns, Hans-Dieter Boos, Gerhard Estler, Ingelore Herkenrath, Elvire Kückemanns, Dr. Leo Peters, Manfred Schomm, Willi Tempels, Berti Verkoyen und Axel Witzke an. Erlauben Sie mir etwas salopp folgende Hinweise: Manche Vorstandsmitglieder fühlen sich hin und wieder als Auskunftei, insbesondere gilt das für Dr. Leo Peters in historischer Hinsicht, aber auch für mich. Ich hätte es fast vergessen zu erwähnen, wenn ich nicht bei der Vorbereitung dieser Rede beispielsweise  - nennen wir es ruhig gestört  - worden wäre. Es endete mit einem Besuch, den wir vereinbarten und den es in der vergangenen Woche bereits gab. Als Produkt  wird Ende nächsten Jahres ein Buch über Grenzen erscheinen. Leo Peters, Marcus Optendrenk und Ludger Peters (Rheinische Post) können auch von Gesprächen mit Herrn Ragdy van de Hoek berichten. Hier ein salopper Hinweis, den ich zunächst nicht vorgesehen hatte, zu dem ich aber ermuntert wurde: Ich kenne keinen Verein, bei dem es so viele Bundesverdienstkreuzträger im Vorstand gibt wie den Bürgerverein. Von den Taten von fünf Damen und Herren waren verschiedene Bundespräsidenten von Carl Carstens über Roman Herzog bis Richard von Weizäcker und zuletzt auch Joachim Gauck offensichtlich sehr überzeugt. Bonn und Berlin hat gut entschieden! Die Mitglieder des Vorstandes sind fast alle mehr oder weniger aktiv in den verschiedensten Funktionen, wie Kreissportbund, Stadtsportverband, TSV Kaldenkirchen, in der Kommunalpolitik,  in beiden Kirchenchören, der Frauengemeinschaft und anderen kirchlichen Gremien, der Flüchtlingshilfe, der Kreisfeuerwehrkapelle und dem Verein zur  Förderung des Nachwuchses und des Musikprobehauses, dem  Kaldenkirchener  Karnevalsverein,  Nachbarschaftsgemeinschaften, dem Werbering Kaldenkirchen aktiv,  der Reservistenkameradschaft  oder in bedeutsamen Gremien, die sich mit Geschichte befassen. Hier ist übrigens nicht das Tabakkollegium gemeint. Das ist eine Besonderheit. Es gilt als eine Tochter des Bürgervereins, ist aber älter als die Mutter. Georg Dahlschen gründete diese Gesprächsrunde im Jahr 1950, sie war wie die Deutsch-Niederländische Arbeitsgemeinschaft eine Untergliederung der Volkshochschule. Pate für den Namen war die Tafelrunde, ein Kreis von Beratern, die lange Pfeifen rauchten, von Friedrich Wilhelm I. In den Anfangsjahren erinnerten sich alte Kaldenkirchener an das, was sie in ihrer Jugend erlebt hatten. Änne Franken geboren Peters – herzlich begrüßt mit Ehemann Erich -  und Mia Bonnacker  geborene Heußen- ebenso herzlich willkommen sowie Heinz-Willi Schmitz hielten das Wichtigste fest. Realistisch darf man feststellen, dass durch die Herausgabe der Stadtgeschichte von Dr. Leo Peters die Geschichte Kaldenkirchens sehr seriös aufgearbeitet worden ist.                      

Als gemütliche Runde besteht das Tabakkollegium noch. Fortbildungsfahrten, Besichtigungen und die vorweihnachtliche Zusammenkunft sind nach wie vor beliebt. Elvire Kückemanns ist jeden Donnerstag in der katholischen Grundschule und spricht mit den weißen und farbigen Kindern Koakerker Platt. Es gab Auftritte, die sehr gut ankamen. Gründungsvorsitzender des Vereins ist – wie erwähnt -   Heinz-Günter Karrenberg, damals Stadtdirektor von Kaldenkirchen, bis 1969, von 1970 bis 2001 Hanns Backes, zu der Zeit Landrat, und seit 2001 Heinz-Willi Schmitz, jetzt Rentner. Als Geschäftsführer habe ich mit allen dreien gut zusammengearbeitet. Drei Vorsitzende in fünfzig Jahren, auch ein Zeichen von Kontinuität. Ich habe mir Mühe gegeben, meinen Beitrag zu leisten. Es gibt immer wieder Anmeldungen zum Bürgerverein, es wäre schön, wenn es nicht nur weiterhin neue Mitglieder gäbe, sondern darunter auch jüngere Leute wären, beispielsweise auch solche, die die Nachfolge des Vorsitzenden und  des Geschäftsführers übernehmen würden, denn beide haben das Rentenalter  längst erreicht und bei der nächsten Jahreshauptversammlung stehen Neuwahlen an .Ich erlaube mir, übertragen auf den Bürgerverein wie  beim 100-jährigen des TSV  zu behaupten: Es ist gut, dass es in Nettetal den Stadtteil Kaldenkirchen  - und in Kaldenkirchen den Bürgerverein gibt. Hinzufügen möchte ich sinngemäß, das habe ich unlängst auch behauptet, als ich nach 50 Jahren die Geschäftsführertätigkeit des Kreissportbundes abgegeben habe: Der Bürgerverein Kaldenkirchen hat mir mehr gegeben als ich ihm geben  konnte.

Sie wissen, dass ich Nachtwächterblut in den Adern habe. Erlauben Sie mir daher zum Schluss die Worte des Türmers - vergleichbar mit dem Tüter – aus dem fünften Akt des Faust von Johann Wolfgang von Goethe, mit denen ich mich auch  vor sechs Jahren aus dem Rathaus verabschiedet habe und die auch Hanns Backes sehr liebte:

 

Zum Sehen geboren

Zum Schauen bestellt

Dem Turme geschworen

Gefällt mir die Welt.

Ich blick in die Ferne.

Ich  seh in die Näh

Den Mond und die Sterne

Den Wald und das Reh.

So seh ich in allen

Die ewige Zier

Und wie mirs gefallen

Gefall ich auch mir.

Ihr glücklichen Augen

Was je ihr gesehn

Es sei, wie es wolle

Es war doch so schön.



Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre Geduld, mir so lange aufmerksam zuzuhören und lade Sie zu einem oder auch mehreren Gläsern Wein oder Sekt oder Saft ein. Trinken Sie ruhig ein paar Gläschen, auch vielleicht einen L´estomac, als Sponsor konnte ich dafür Elmar Terstappen gewinnen.  Bedient werden Sie von den Frauen des Vereins Kindertraum, auch Ihnen ein herzliches Dankeschön.

 

 

Der Vorstand des Bürgervereins Kaldenkirchen e.V. im Jahr 2006, als die urkundliche Ersterwähnung vor 800 Jahren gebührend gefeiert wurde, im Saal „Zur Mühle“ vor dem von Heinz van Kempen und Andreas Melchers gemalten Bild (Kehrstrasse): Untere Reihe: Professor Dr. Leo Peters (damals stellvertretender Vorsitzender), Ehrenvorsitzende Heinz-Günter Karrenberg und Hanns Backes, Heinz-Willi Schmitz (Vorsitzender und Geschäftsführer). Mittlere Reihe: Wilhelm Heinrich Baum, Elvire Kückemanns, Willi Tempels, Heinz Peeters, Berti Verkoyen. Obere Reihe: Gregor Herter, Martin Münter, Horst Schirrmacher, Erwin Dickmann, Manfred Schomm, Hans-Dieter Boos  (damals Schatzmeister), Paul Moors, Karl-Heinz Adams.